Dienstag, 2. Oktober 2012


Infos und Tipps zu AcroYoga

AcroYoga- Ein Raum an unbegrenzten Möglichkeiten!

Diese seit nunmehr 8 Jahren bestehende Bewegungskunst setzt sich zusammen aus der Weisheit des Yoga, die Spielfreude der Akrobatik und der heilenden Kraft der Thai Massage. Acroyoga wurde 2004 von Jenny Saur-Klein und Jason Nehmer in San Francisco gegründet und findet seither weltweit großen Zuspruch.
AcroYoga ist sehr vielschichtig und kann unterschiedlich erlebt werden. Genauso wie beim Yoga kommt es dabei immer auf die Ansprüche des Einzelnen an. Für die einen ist es insbesondere ein körperlich herausforderndes Workout. Andere fühlen sich angesprochen vom darstellenden, ästhetischen Charakter. Wiederum andere lassen sich einfach gern von den Füssen eines Freundes tragen, um schwerelos die Herausforderungen des Alltags für ein paar Momente zu vergessen. Und für andere macht es den Lebensstil aus - den spirituellen Weg.
Wir unterscheiden im AcroYoga zweierlei Qualitäten. Die eher ruhige Variante des "Fliegens" = das therapeutische Fliegen und die eher dynamisch-kraftvolle Variante = das akrobatische Fliegen.

Therapeutisches Fliegen

Beim therapeutischen Fliegen ist der Einfluss der Thai Massage besonders deutlich. Die obere Person, der sogenannte „Flieger“, wird von den Füßen der „Base“ getragen und darf sich ganz der Schwerkraft überlassen. In Positionen, die den Yoga Asanas ähneln, wird der Körper des Fliegers gedehnt, gestreckt und massiert. Je mehr es eine Base versteht, sich in den Körper des Fliegers hinein zu spüren, desto mehr werden die Qualitäten des Loslassens, des Vertrauens und der Entspannung transportiert.

Akrobatisches Fliegen

…ist geprägt von Spielfreude und einer enormen Menge an Konzentration. Auch hier gibt es einen „Flyer“ und eine „Base“. Zusätzlich gibt es den „Spotter“, der die Positionen sichert und die Ausrichtung korrigiert. Interessanterweise geschehen die Verletzungen eines Akrobaten eher selten beim tatsächlichen Training, was dem Grad der Aufmerksamkeit zuzuschreiben ist. Stattdessen verstaucht man sich dann das Daumengelenk beim Gurkenglas öffnen.
Das akrobatische Fliegen richtet sich ganz nach den Fähigkeiten bzw. dem Erfahrungsgrad von Flieger, Base und dem sogenannten Spotter, der Hilfestellung. Es gibt Variationen für Beginner und Fortgeschrittene – nach oben gibt es keine Grenze.

Doch was unterscheidet AcroYoga von der bereits jahrtausend lang existierenden Praxis von Yoga, Akrobatik und Thai Massage?

AcroYoga vereint diese Praktiken und eröffnet so einen Raum an unbegrenzten Möglichkeiten. Es bedeutet als Praxis einen nicht allein physischen Effekt. Genau wie beim Yoga gibt es auch im AcroYoga einen ganzheitlichen Ansatz, der das Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele anstrebt. Wie das im Beispiel geschehen kann, möchte ich in diesem Artikel anhand meiner Unterrichtserfahrung erläutern.

Was uns in die Wiege gelegt wird

Ich beobachte gern Kinder und Ihre Eltern. Da war zum Beispiel so ein unglaublich grosser Baum. Ein fantastischer Kletterbaum. Ich habe ungefähr 10 Mal "komm da runter" gehört an diesem Nachmittag im Park. Bis ich plötzlich eine Frau sagen hörte: "Warte, ich komme auch da hoch!"
Am nächsten Tag sah ich eine Art Wippe. Sie war gewellt und sehr steil. In der Mitte sass ein etwa 2 jähriges Kind und schrie vor Vergnügen wenn es sich selbst wie auf einem Kinderkatapult von Seite zu Seite wippte. Ich bekam jedes Mal einen kleinen Schreck, und so ging es wohl auch der Mutter, aber sie blieb daneben und gab Ihrem Kind einen sicheren Raum, um mit den Möglichkeiten der Erdanziehungkraft zu spielen.
Und das ist, was beim AcroYoga geschieht. Wir geben uns gegenseitig den sicheren Raum, um mutig etwas neues auzuprobieren. Um lockende Höhen zu erfliegen und unbekannte Tiefen zu erforschen. Wir lassen uns fallen und werden gehalten.
Wir sollten nicht stehen bleiben, wenn wir in unserer Kindheit die Erfahrung gemacht haben nicht aufgefangen zu werden. Im Hier und Jetzt haben wir immer wieder die Chance es zu lernen - mutig zu sein und an andere zu glauben, auf dass sie mutig voran schreiten. Man kann es auch einfach Liebe nennen.
In unserer AcroYoga-Ausbildung haben wir uns spielerisch die "Love Magicians" genannt. (= Liebes Magier). Wir möchten Menschen dort abholen wo sie sind und sie dann einladen mutig zu sein, in einem geschützen Rahmen, um Ihr volles Potential entfalten.
Was wird aus diesen Kinder, deren Eltern sie durch die Lüfte werfen, sicher auffangen und geduldig an der Wurzel des Baumes warten bis das Kind mit leuchtenden Augen von alleine wieder runterklettert? Welche Stimme wird es hören, wenn es zum Beispiel mit 18 seine Führerscheinprüfung macht oder wenn es sich an einem Scheideweg in seinem Leben befindet?
Es wird die liebevollen Augen seiner Eltern und Mitmenschen vor sich sehen, die ihm zulächeln und sagen: "Du bist stark und Du kannst alles schaffen!" Dieser Glaube an Jemanden öffnet einen Raum an unbegrenzten Möglichkeiten!
 

Ein Kreis aus Licht ohne Rand

Was wir vorher nicht für möglich gehalten haben, erscheint plötzlich spielerisch leicht. Manchmal kann bereits ein geschenktes Lächeln eine wichtige innere Tür bei unserem Gegenüber öffnen.
Die Vergangeheit mit all Ihren Erfahrungen ist eine Inspiration dafür, wie wir etwas machen können oder was wir anders gestalten können. Durch unsere eigene Entscheidung kann eine Jede(r) zu einem "Love Magician" werden.
Das ist mein Herzblut in dieser Paxis. Wenn ich die Menschen sehe (mich eingeschlossen), mit all Ihrer Verletzlichkeit, kurz bevor sie "ins kalte Wasser springen". Und wenn sie dann die Stimmen Ihrer Spotter (Hilfestellungen) an Ihren Seiten hören: "Das schaffst Du! Wir passen auf!!"
Und dann: Sprung! Das erste Mal Schulterstand auf den Füssen eines am Boden liegenden Menschen. Wir nennen diese Position aufgrund der Köperform des Fliegers "Star". Und so fühlst Du Dich wenn Du wieder runterkommst: wie ein Star! Die Sterne sprühen quasi aus den leuchtenden Augen.
 

Energie im Körper und Weite im Geist

Das nenne ich Transformation. Die Angst und Aufregung weicht dem Willen - gestärkt durch die Unterstützung der Anderen. "Ich will da hoch! Ich möchte das ausprobieren - JETZT!!! Der Körper folgt dem Willen.
Und schon werden die alten Stimmen leise, die gesagt haben: "Das schaffst Du eh nicht, komm da wieder runter, Du bist nicht gut genug", bis sie bald komplett ausgetauscht werden. Den einzelnen Positionen im AcroYoga kann man Leitsätze zuordnen, die auf das innere Geschehen des Praktizierenden wirken.
Die Base macht zum Beispiel eine folgende Erfahrung:
"Ich bin so stark, dass ich einen anderen Menschen auf meinen Füssen tragen kann!" Der Flieger: "Ich bin so leicht und voller Vertrauen, als dass ich mich vom Leben tragen lasse." Der Spotter: "Und ich bin voller Liebe, um andere Menschen in Ihrem Wachstum zu unterstützen."
Es gibt viele Wege der Transformation. Und AcroYoga eignet sich nicht für Jeden. Es gibt Menschen im Rollstuhl, Menschen mit Knochen wie Glas. Menschen denen die Arme fehlen oder deren Herz so verletzlich ist wie ein junger Vogel. Aber wir lernen beim AcroYoga auch liebevoll zu berühren. Mit Worten, mit Blicken und mit unseren Händen. Und das eignet sich wiederum für jedes Wesen. Letztendlich bringt uns diese Praxis vom Fokus auf uns Selbst zum Bewusstsein für das Ganze. Wir erleben uns als Teil eines Kreises aus Licht ohne Rand. Let's fly high and dive deep!
Text von

 

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