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Foto: Woscheck-Verlag |
Man muss schon einen leichten Hang zum Verrückten haben,
wenn man zu einem edlen Wein nicht etwa eine "anständige" Kochkreation auffahren
lässt, sondern mit einer Tafel Schokolade für Verblüffung sorgt. Dann steht die
Weinwelt erst einmal Kopf. Wo dem Traditionalisten die Sinne versagen, öffnet
sich experimentierfreudigen Weintrinkern ein barrockes Reich der unbegrenzten
Möglichkeiten zwischen zartem Schmelz und Bacchus’ Freuden. Gereifte rote
Gewächse zu einem Schokoladendessert – das ist in Frankreich bereits ein
Klassiker. Edelsüße Knabberstücke und fassgereifte Ports gehören auch in England
zum bewährten Pflichtprogramm und die Italiener beglücken uns zum krönenden
Abschluss eines Menüs oder für die Kaffeepause zwischendurch schon einmal mit
einem Likörwein zu edler Schokolade.
In Deutschland ist man noch zaghaft
In Deutschland können viele Weinliebhaber der
ungewöhnlichen Verbindung von Wein und Schokolade noch wenig abgewinnen. Ein
Grund für diese vinokulinarische Zurückhaltung unter den Weinliebhabern
hierzulande mag wohl darin liegen, dass Deutschland traditionell ein
Milchschokoladen-Eldorado ist. Dabei sind es aber gerade die edelbitteren
Sorten, die insbesondere in den südlichen Ländern den Geschmacksnerv treffen und
der Kombinations-Lust zu ungeahnten Höhepunkten verhelfen.
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Der Kreis der "vionophilen Schokoholics" wächst
Der illustre Kreis der Schokoholics unter den
Weinliebhabern wächst zusehends: Auch unter den Top-Sommeliers zeigt man sich
progressiv aufgeschlossen. Schließlich haben sich in jüngster Zeit auch einige
Weinhandelshäuser auf dem Markt mit entsprechenden Kombipaketen etwas einfallen
lassen: So präsentierten ein Bremer Importhaus einen Merlot in
Verbindung mit edelherber Schokolade …
Allgemeiner Tenor solcher Bemühungen: Wein und Schokolade
ist eine unterschätze, immer noch verkannte Traumpaarung, der mit einiger
Überzeugungsarbeit zum gebührenden Durchbruch verholfen werden sollte. Dabei ist
die Kombination beider Genusspartner gar nicht so weit hergeholt: Gerade in
Rebsortenweinen wie Merlot, Tempranillo, Granacha oder
Cabernet findet man immer wieder neben den Frucht- und
Beerenaromen sowie dem Geruch von Leder oder Zimt auch den feinen Duft von
(Bitter-) Schokolade. Schon über solche Aromen-Verwandtschaften lässt sich
bereits eine vage sinnliche Verbindung herstellen.
Hochwertiger Wein - hochwertige Schokolade!
Grundsätzlich lässt sich festhalten: Wer die Probe aufs
Exempel machen möchte, der sollte zu hochwertigen Weinen und Schokoladensorten
greifen. Bloße Konfektionsware lässt kaum Gaumenfreuden aufkommen. Die gängige
Meinung, je höher der Kakaoanteil einer Schokolade, desto besser deren Qualität,
trifft nur teilweise zu. Entscheidender ist die Qualität der
Zutaten: Schokolade mit Niveau präsentiert sich ohne
billige Fremdfette (Palmöl, Kokosfett), die laut einer neuen EU-Verordnung der
Kakaobutter bis zu fünf Prozent beigegeben werden dürfen; Zucker sollte stets
sparsam zum Einsatz kommen, Konservierungsmittel sind ohnehin bei den
Chocolatiers verpönt.
Ein paar Grundregeln
Auf der Suche nach der Geschmacksarchitektur von
Schokolade und Wein sollten folgenden Grundregeln beachtet werden:
Je höher der Kakaoanteil in der Schokolade, desto trockener darf der Wein sein! | |
Zu edelbitteren bis zartbitteren Schokoladen-Kuvertüren sollten bei einer Probe eher Rotweine gereicht werden. | |
Dunkle, edelherbe Naschwerke vertragen sich gut mit kräftigen, fruchtbetonten, trockenen Rotweinen. | |
Je tanninhaltiger ein rotes Gewächs, desto milder sollte die Schokolade sein. | |
Für herbe Sorten mit 64 Prozent Kakaoanteil, die weniger süß schmecken, ist ein fruchtiger Rotweintyp mit wenig Tanninen und rundem Charakter als Begleiter denkbar. Gebändigte Rotweintannine, die sich geschmeidig am Gaumen zeigen, gehen mitunter eine ideale Verbindung mit den Kakaoaromen ein. | |
Besonders aromatische Rotwein-Typen mit sehr dichter Struktur fügen sich sehr gut zu Schokolade, die um die 70 Prozent Kakaoanteil verfügt. | |
Das Geschmacksbild ist hier durch eine feinherbe Note geprägt. Herbe Bitterschokolade mit 85 Prozent oder gar 99 Prozent Kakaoanteil ist in der Kombination mit Wein eher mit Vorsicht zu genießen. Gerade das "99er-Kaliber" – Kakao pur! – wirkt mundtrocknend und erschlägt fast jedes edle Gewächs. | |
Als schwierig erweist sich auch die Verbindung süßer Vollmilchschokolade mit einem Kakaoanteil um 40 Prozent mit trockenen Weinen. Hier empfiehlt sich die Paarung mit edelüßen Gewächsen. | |
Weiße Schokoladen harmonieren in der Regel gut mit halbtrockenen und edelsüßen Weinen wie zum Beispiel Riesling Eisweine. * Gewächse mit hohem Restzuckergehalt fahren denn auch in der schwierigen, spannungsreichen Gechmackspaarung mit aromatisierter Schokolade zur Hochform auf. |
mit freundlicher Genehmigung mit Material des
Woschek-Verlages.
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